Donnerstag, 13. Februar 2014

Mein Herz





















Mein Herz bedrängt, dass der Mensch in erster Linie Haben will
Bürger wollten Reisefreiheit und Bananen haben
Nachdem die Grenzen aufgerissen wurden, strömten Massen zu den
Kaffeefahrten nach Bayern
Oder zum Großkapital nach Amerika, je nach Geldbeutel
Obwohl das Gehirn mancher Banker Unheil schrie,
Saugten deren Finger, wie von einer fremden Macht getrieben,
An imaginären Schalthebeln

Der erste tunesische Mann, der mit Feuer am eigenen Leibe die Welt erschreckte,
Wollte nur Brot für seine Familie backen
In warmen Fernsehstuben beobachten gut gekleidete Bürger den arabischen Brand
Angst geht um in Europa
Alle 4 Winde blasen Menschen mit blau-rot karierten Plastiktaschen aus ihren
Trüben Erdlöchern hinein in chromglänzende Kaufpassagen

Auf irgend einem entfernten Weltmeer beginnt ein Luxusdampfer zu sinken
Die Passagiere springen panisch auf und unter Deck herum
Und greifen was nicht angeschweißt ist
Wer mit beiden Armen sein Gesammeltes umklammern muss, 
Ist leichte Beute für Diejenigen, die einen Arm frei haben, 
Um ihnen eine Messingstange oder einen Zerbeulten Teekessel zu entreißen
Die so beladenen Reisenden bringen die Rettungsboote zum Sinken

In einer einfachen, rot gestrichenen Hütte lebt ein altes graues Männlein
Mit seiner faltig gewordenen Frau
Jeden Morgen erfreut es sich an ihrer in die Jahre gekommenen Schönheit
Die Frau mit den langen zottigen Haaren 
Und dem spitzbübischen Strahlen in den Augen bewundert täglich 
Die müde gewordenen Muskeln des Geliebten
Unweit der Hütte liegen aus geschlachtete Computer
In mühsamer Nachtarbeit erspürte das Männlein darin
Winzige Goldreserven die er zu einem märchenhaft schönen Ring verarbeitete
Gerade überraschte er seine Schöne mit diesem Ring
Und weidete sich an dem feuchten Glanz ihrer Augen,
Als aus dem Meer langsam schleppend drei Überlebende
Der Schiffskatastrophe mit leerem Blick das Unfassbare mit ansahen:


Das Schenken ohne Arglist

(aus: Perlenfinder, G. Henning)

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