Es
wurde einmal ein seltsames Paar roter Schuhe gefunden
An
einem seltsamen Ort
Diese
Schuhe waren abgewetzt
Und
sie hatten traurige Sohlen
Die
Schuhe waren einmal auf dem Weg in märchenhafte Länder
Doch
Regen und Wind sogen den Schuhen den Atem heraus
Die
Nacht nahm was ihr nicht gehörte
Alles
folgte fernen Gesetzen ohne Bedauern
Die
Schuhe wurden einmal aus besten Stoffen gefertigt
Mit
Perlen besetzt und mit goldenen Borten verziert
Lange
silberne Bänder sollten sich um Füße winden
Doch
Dornen haben diese Bänder von den Schuhen gerissen
Vom
rastlosen Suchen und Laufen lösten sich die Seidenstoffe
Die
Schuhe wurden zu Pantoffeln
Offen,
verletzlich, ohne Heimat
Im
Wald lebten Wesen der tausend Worte
Sie
aßen morgens ein Wort und bewegten es im Munde
Dazu
tranken sie ein zweites Wort
Dieses
Wort durchspülte den gejagten Körper
Trafen
sich zwei dieser rätselhaften Wesen
So
schenkten sie einander ein funkelndes, poliertes Wörtchen
Das
geschenkte Wort wurde wie eine Fauenfeder auf ihre Kronen gesetzt
Eines
dieser Wesen liebte anschmiegsame Stoffe
Es
wußte den Wert von Perlen und Borten zu schätzen
Eines
Tages suchte und fand es die Schuhe
Auf
einem Markt, auf dem nichts verkauft wurde
Heimlich
griff das Wesen nach den Schuhen
Obwohl
seine Hand wie Feuer zu brennen begann
Konnte
es die Schuhe nicht wieder los lassen
Angekommen
in der Höhle, in der er thronte
Schlüpfte
er mit den Füßen in die Pantoffeln
Wieder
begannen die Hände zu brennen wie rostiges Feuer
Doch
die Füße waren das erste mal im Leben beschützt
Vor
dem mit zerbrochenem Glas übersäten Boden
Heimlich
begann das Wesen die Beine zum Tanze zu heben
Unbemerkt
vom Universum schlich eine Träne über die harten Wangen
Doch
das Wesen musste seinen Fund den anderen Wesen verschweigen
Da
es kein Wort für die Pantoffeln fand
Das
Wesen suchte mit der Verzweiflung des nahen Todes nach dem einen Wort
Doch
das sonst so pralle Faß der Möglichkeiten schien leer zu sein
So
musste das Wesen weiter mit nackten Füßen blutige Wege gehen
An
allen Bäumen hingen gierige, einsame, inszenierte Worte
Die
Wiesen erleuchteten mit Fragen aller geheimnisvollsten Welten
Jede
Blume schien das Wissen der Väter zu bewahren
Der
von allen verehrte Fluß in der Mitte des Waldes reißt jede Frage
mit sich
Zarte
Vermutungen werden überspült ohne je in die Hand genommen zu werden
Inmitten
all dieser Billionen von schönen und tiefen Worten
Fehlt
dem Wesen das eine Wort
Eines
Nachts verließen die Schuhe das Wesen
Etwas
panisch sprangen sie aus der goldenen Truhe in die sie das Wesen
bewahrte
Die
Schuhe atmeten die kühle Nachtluft und begannen leise zu singen
Die
Melodie berührte das alt und starr gewordene Wesen im Traum
Eine
feenhafte Gestalt breitete die Arme aus und schenkte dem Wesen
DAS
WORT
Dabei
floss heißes Blut aus dem Munde der Gestalt
Am
Morgen entdeckte das Wesen seinen Verlust
Und
das übernatürlich schöne Geschenk der nächtlichen Gestalt
Und
in all seinen alten, gebrauchten Worten fand er keine Weisheit mehr
So
beerdigte er seine gesammelten Worte
Und
zuletzt sich selbst in dem heißen Blut in seinem Bett
Mit
letzter Kraft versuchte er sich an das Wort im Traum zu erinnern
Dabei
fiel sein Blick auf die leere Truhe
Auf
den Grund der Truhe hatten die Pantoffeln ein Wort gestickt... DAS
WORT!
Am
nächsten Morgen erblickte ein neues
Kindlich
lächelndes Wesen das Licht des Lebens
Die
Spur der nächtlichen Träne ließ Träume wachsen
Auf
dem faltigem Gesicht spiegelte sich die Sonne
Das
Wesen trat vor die Tür und atmete
Vor
der Schwelle ruhten geduldig die geliebten Schuhe
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