Mein
Herz bedrängt, dass der Mensch in erster Linie Haben will
Bürger
wollten Reisefreiheit und Bananen haben
Nachdem
die Grenzen aufgerissen wurden, strömten Massen zu den
Kaffeefahrten
nach Bayern
Oder
zum Großkapital nach Amerika, je nach Geldbeutel
Obwohl
das Gehirn mancher Banker Unheil schrie,
Saugten
deren Finger, wie von einer fremden Macht getrieben,
An
imaginären Schalthebeln
Der
erste tunesische Mann, der mit Feuer am eigenen Leibe die Welt
erschreckte,
Wollte
nur Brot für seine Familie backen
In
warmen Fernsehstuben beobachten gut gekleidete Bürger den arabischen
Brand
Angst
geht um in Europa
Alle
4 Winde blasen Menschen mit blau-rot karierten Plastiktaschen aus
ihren
Trüben
Erdlöchern hinein in chromglänzende Kaufpassagen
Auf
irgend einem entfernten Weltmeer beginnt ein Luxusdampfer zu sinken
Die
Passagiere springen panisch auf und unter Deck herum
Und
greifen was nicht angeschweißt ist
Wer
mit beiden Armen sein Gesammeltes umklammern muss,
Ist leichte Beute
für Diejenigen, die einen Arm frei haben,
Um ihnen eine
Messingstange oder einen Zerbeulten Teekessel zu entreißen
Die
so beladenen Reisenden bringen die Rettungsboote zum Sinken
In
einer einfachen, rot gestrichenen Hütte lebt ein altes graues
Männlein
Mit
seiner faltig gewordenen Frau
Jeden
Morgen erfreut es sich an ihrer in die Jahre gekommenen Schönheit
Die
Frau mit den langen zottigen Haaren
Und dem spitzbübischen Strahlen
in den Augen bewundert täglich
Die müde gewordenen Muskeln des
Geliebten
Unweit
der Hütte liegen aus geschlachtete Computer
In
mühsamer Nachtarbeit erspürte das Männlein darin
Winzige
Goldreserven die er zu einem märchenhaft schönen Ring verarbeitete
Gerade
überraschte er seine Schöne mit diesem Ring
Und
weidete sich an dem feuchten Glanz ihrer Augen,
Als
aus dem Meer langsam schleppend drei Überlebende
Der
Schiffskatastrophe mit leerem Blick das Unfassbare mit ansahen:
Das
Schenken ohne Arglist
(aus: Perlenfinder, G. Henning)