Mittwoch, 12. August 2015

Ich gehe nach Unten und komme Oben an...





Neulich wandelte ich federnden Schrittes durch warmes Frühlingswetter. Die Gedanken fädelten sich wie Perlen auf eine pastellfarbene Perlenkette.
Ich wollte zu einem genüßlichem Seufzer ansetzen, als mich ein rhythmisches Etwas an den Ohren verwirrte. Etwas verärgert wandte ich mich diesem Störer zu und zielte mit meinen Augen auf ein Wirrwarr von Worten und Eindrücken, sowie schmerzenden Erinnerungen. Es klang als würde ein Preßlufthammer mit einem Rasenmäher kämpfen. Es war, als säßen beide in einem Düsenjäger, an dem gerade Münchhausens Kanonenkugel vorbei pfiff.
Vorerst gelang es mir meine Verwirrung mit lobenswerter Geschäftigkeit zu überspielen. Mein Gesicht baute ein angestrengtes Lächeln auf und strahlte geheuchelte Zufriedenheit aus.
Doch irgendwo unten schien der 3. Weltkrieg zu lauern!
Mit der letzten Kraft eines Ertrinkenden drückte ich die Tasten meines besten Freundes, dem Laptop.
Eine weise Geschichtenkennerin trat in mein suchendes Blickfeld. Sie riet allen von Stimmen der Vergangenheit Geplagten DIE Tür zu öffnen.
Im Moment des Lesens wußte ich welche Tür gemeint war.
Die weise Wolfsfrau redete vom RUHEN aller
Sinn-suchenden,
system-erklärenden,
alltags-hektischen,
auf-den-falschen-Pfad-führenden,
an-der-Erde-klebenden
Gedanken.

Am 4. August gelang es mir, dank einer schmerzlindernden Weinorgie, völliges Fehlen jeglicher Gedanken zu erzeugen.
Nichts umgab mich. Da sah ich DIE Tür. Wie von Geisterhand bewegt, öffnete sie sich und bot den Blick...
in MEINEN Keller frei.

Es roch nach Verwesung, ein kalter Schauer quoll aus der Tür...
Noch nie gesehene Dunkelheit.
Doch ich wollte es wissen. Mit dem Mut des tapferen Schneiderleins stieg ich flotten Schrittes die Treppe hinab.

Statt der erwarteten Monster, die nach meiner Freude griffen, strahlte plötzlich ein himmlisch schönes Licht in mein Herz und redete zu mir: Gilajan, alles ist gut!



Dort meinte ich den Stoff entdeckt zu haben, der das Universum zusammen hielt.
LIEBE, die uneigennützig ist, die sich verschwendet, die immer hofft, die verzeiht, die kraftvolle Kreativität hervorbringt, die sich vor Panzer stellt, die im Angesicht des Todes sanft lächeln kann.







Dienstag, 4. August 2015

FelsenWasser - wir brauchen uns

FelsenWasser

Es gibt Felsen und es gibt Wasser
Wer entscheidet was wichtiger ist
Grundverschieden und sich brauchend
Gefährlich wird es wenn das Wasser dem Felsen befiehlt zu fließen
Gefährlich wird es auch wenn der Felsen das Wasser stoppt
Gott schenkte dem Felsen das Wasser
Um sich sanft oder mal wild umspülen zu lassen
Gott gab auch dem Wasser einen Felsen
Um einen Ort der Ruhe und Orientierung zu haben
Am Tag der Tage werden sich beide erkennen und ein Paar werden
Die Bäume werden sich im Winde wiegen
Die Vögel werden sich in Höhen aufschwingen
Die Schnecke wird schmunzeln
Und der Ackerboden wird sagen:
Alles ist gut

Dienstag, 9. Juni 2015

Von der Prinzessin, die auszog um den schönen Prinzen zu befreien

Es war ein mal vor sehr langen Zeiten ein Prinzenknabe, der am Tische sitzend, beste Happen zugesteckt bekam, begleitet von mehrfachem verheißungsvollen Lächeln. Eines Abends versammelten sich bärtige, weise, in der Poesie bewanderte alte Männer in dem Hause seines Vaters. Der Prinzenbub wurde auf einen Hocker gestellt und aufgefordert, Gelerntes zu rezitieren. Der darauf folgende Applaus der von weit her gereisten Kenner der Worte ließ unseren Prinzenbuben in einen nie gekannten Rausch des Bewundertwerdens versinken.
Der noch nicht an Lebenserfahrung gereifte Bube behielt dieses Erlebnis als größtes Ziel in seinen Wünschen. Das Stehen auf dem Hocker wurde zur unbefriedigten Sehnsucht in seinen Träumen.
Er wuchs heran zu einem stattlichem jungen Mann, den junge Frauen heimlich begutachteten.
Doch eines Tages flog der Drache der Eitelkeiten  über das Land und suchte nach willigen Opfern. Da erblickte er den Prinzen und flog im Sturzflug auf ihn herab und packte ihn mit seinen gierigen Krallen und brachte ihn in seinen Bannkreis.
Der Drache lebte seit langem in den Wünschen des Vaters. Dort fraß er dessen Träume von Hochachtung und Ehre.
Unser Prinz fand sich wieder in einem Turm aus Nichtigkeiten. Gefangen!  

Genau zu dieser Zeit begann die Prinzessin, Tochter des  Königs der Wahrheiten ihre Traurigkeiten zu begraben.

Befreit und tief in der Wirklichkeit verwurzelt öffnete sie ihre Ohren und Augen. Aus ihrer linken Hand fielen Vergißmeinnicht-Blümchen auf vorzeitlichen Boden. Mit beider Händen zog sie das Schwert mit der kaum zu entziffernden Aufschrift: Excali...bur aus einem mannsgroßen Stein.
Im selben Moment begann ihr Herz laut zu jubilieren: Geliebte Prinzessin Kinderglück, du bist die vor Jahrtausenden angekündigte Herrscherin der Zeit!
Dein Durchschreiten des Leides wusch deine Wertungen rein und fröhlich. Geh und mach dich auf den Weg, allen Prinzenbuben dieser Welten zu verkünden, dass der Tag des Erkennens nahe gekommen sei. Die Zeit der Leichtigkeit des Verstehens sei nahe.

Prinzesslein hüpfte vor Vorfreude geradewegs in eine glitzernde, märchenhafte Winterlandschaft.
Mit dem nächsten Schritt betrat sie das Reich des bösen Drachen-Zauberers. Doch statt der zu erwartenden Kälte und Dunkelheit umsponn sie liebliche Musik, die ihre Lenden liebkoste. Ein warmer, duftender Lufthauch entblößte ihre Haare. Poesie, auf himmlischen Webstühlen gebildet, durchflutete die Ruhe. Ein süßliches „Ja, ich will“ verklebte ihre Pläne.
Mit der Kraft der sterbenden Kriegerin erhob sie das Schwert in ihrer rechten Hand, schwang es über ihrem Haar und stieß es mit allem Wissen aller Zeitlater in den Brustraum des Drachens. Dieser hatte  sich fast unbemerkt von hinten an sie heran geschlichen.
Blut wie Wasserfälle umgriff sie. Unendlich viele Stimmen schrien ihre Dummheit, ihre Gier und Machtsucht, ihre Lügen und Feigheiten, ihre Gewalträusche und vieles mehr in das Universum.
Das Hamsterrad, in dem sich der Prinzenbub verausgaben musste, stoppte langsam. Erschöpft und mißtrauisch tastete sich der aufblickende Prinz zur Hand einer klugen, weisen Prinzessin vor.
Der Schwung des Schwertes hatte ihre Wange berührt, so dass eine liebende Blutspur ihre Wange zierte.

Natürlich lebten die Prinzessin und der Prinz glücklich bis an ihr Lebensende. Der Prinz brach sich die Hüfte beim Aussteigen aus dem Hamsterrad. Dieses Leiden begleitete ihn bis zum letzten und ersten Atemzug.
Auch das Blut auf der Wange der Prinzessin wurde abgewischt am Aufhören der Zeit.



Montag, 13. April 2015

Das bewegte Meer


Das Meer gerät in Bewegung. Riesige Monsterwellen bedrohen die Gemütlichkeit.
Der Wind weht schärfer. Regen peitscht durch die Medien.
Aus dem aufgerissenen Mund der Monarchen kriechen winzige Schlangen. 
In den Augenhöhlen der Geldverleiher klafft Leere. 
Das Hamsterrad dreht sich atemberaubend  schnell. 
Schon hat es die Lichtgeschwindigkeit erreicht. 
Noch ein Bruchteilchen und die Zeit beginnt zu schmelzen.

Irgendwo in einem unscheinbaren Birkenwäldchen steht ein Häuschen mit Wänden wie aus Seidenpapier. Im Inneren wechselt ein wundersames Licht in weichen Übergängen die Farbe. Das Fundament des Hauses reicht bis zum Mittelpunkt des Seins. Ein Duft wie von frischer Wahrhaftigkeit gelangt aus den geöffneten Fenstern ins Freie. Der Bewohner des Häuschens ist ein etwa sieben jähriges Kindlein. In dem Getöse der letzten Zeit schreitet das Kindlein sicheren Schrittes in die Welt. Jeden Morgen pflanzt es zarte Pfläntzchen in den hart gewordenen Boden.

Eines Abends beobachtet das Kindlein einen älteren Herren und dessen Auto,
welches mit unzähligen Büchern beladen ist und im Morast des Weges stecken geblieben ist. Der Mann betätigt voller Ungeduld das Gaspedal und ein Reifen schleudert undurchsichtigen Schlamm in die Luft.
Das Kindlein fragt den Mann, ob er nicht eine Auto-Gebrauchsanleitung unter seinen Büchern habe. Als dieser die Frage verneint, greift das Kind in seine Hosentasche und legt etwas vor den stecken gebliebenen Reifen. Fast im selben Moment erhebt sich das Auto und der Mann fährt erleichtert in seine Zukunft. 
Im Rückspiegel glaubt er kurz das Kind mit einer blutenden Hand zu sehen.